MIT PEDIUS MACHT MIR DAS TELEFONIEREN SPASS: INTERVIEW MIT LOUISE
Hallo Louise, in den letzten 3 Jahren unseres Studiums in Sport- und Gesundheitsmanagement sind wir gute Freunde geworden und haben viel zusammen erlebt. Kannst du beschreiben, wieso du hörgeschädigt bist und welchen Grad der Hörschädigung du hast?
Warum ich gehörlos bin, weiß ich nicht. Man vermutet, dass ich seit der Geburt hochgradig schwerhörig bin. Meine Mutter hatte in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten eine Bronchitis mit hohem Fieber. Es erfolgte eine Behandlung mit Antibiotika. Der weitere Schwangerschaftsverlauf war unauffällig. Im Alter von sechs Monaten bekam ich eine Bewegungstherapie, da ich mich nicht drehen konnte. Die motorische Entwicklung vollzog sich mit leichter Verspätung, zum Beispiel hatte ich kaum Krabbelphase und begann erst mit 1 1/2 Jahren Laufen zu lernen. Ich war damals ein stilles Kind, hatte lange Schlafphasen und lallte wenig. Da ich recht rege an meiner Umgebung teilnahm und visuell sehr aufmerksam war, kam meinen Eltern lange nicht der Verdacht, dass mein Hören eingeschränkt sein könne. Als dann doch die Hörreaktionen auffällig waren, wurden bei der HNO-ärztlichen Untersuchung adenoide Wucherungen und Paukenergüsse festgestellt. So wurden, als ich drei Jahre alt war, bei mir die Polypen entfernt und Paukenröhrchen gesetzt. Das Hören verbesserte sich ein wenig, aber normale Hörreaktion und eine deutliche Verbesserung der Sprache traten nicht ein. Im April 2002, zwei Monate vor meinem vierten Geburtstag, wurde in der Medizinischen Hochschule eine Innenohrschwerhörigkeit 60 – 80 Dezibel (dB) im Sprachbereich diagnostiziert. Bei einem durchschnittlich gesunden Menschen liegt die Normalhörigkeit bei bis zu 20 dB. Die Grenze, bei der sich ein normal hörender Mensch unwohl fühlt, liegt etwa bei 80-85 dB, darüber liegende Schalldruckpegel erfordern einen Lärmschutz. Nach vielen Untersuchungen wurden bei mir Ende April 2002 die Hörgeräte angepasst.
Und danach? Wie bist du damit in der Vergangenheit privat und in der Schule umgegangen?
Vom Sommer 2002 an besuchte ich einen Sprachheilkindergarten. Gleichzeitig bekam ich eine begleitende Hör-Sprachtherapie. Zum Sommer 2004 wurde ich schulpflichtig, jedoch wurde ich aufgrund allgemeiner Entwicklungsverzögerung vom Schulbesuch zurückgestellt. Ein Jahr später erfolgte meine Einschulung in die Regelgrundschule. Ich bekam weiterhin hörgeschädigten spezifische Förderung. Meine Eltern sowie Familie (normal hörend) waren und sind eine große Unterstützung für mich, für die ich sehr dankbar bin. Ich hatte es nicht immer leicht. Ende neunte Klasse ging ich vom Gymnasium ab, da die Inklusion damals noch nicht so fortgeschritten war wie heute. Ich machte meinen erweiterten Realschulabschluss beim Landungsbildungszentrum für Gehörlose in Osnabrück und absolvierte daraufhin mein Abitur in der Heimatstadt Stadthagen. Nach dem Abitur ging ich nach Hannover, um Sport- und Gesundheitsmanagement zu studieren, da ich von klein auf sehr sportinteressiert bin. Im gesamten schulischen Verlauf und im Studium mussten die Lehrer sowie Dozenten eine FM-Anlage (Mikroportanlage) um den Hals tragen. Diese Anlage leitet zum Beispiel per Bluetooth Schallwellen an meine Hörgeräte weiter. Dadurch kann ich den Gesprochenen deutlich besser verstehen und die Nebengeräusche werden im Hintergrund reduziert. Die FM-Anlage war und wird auch in der Zukunft eine große technische Hilfe für mich sein. Auch kann ich über diese Anlage Musik am Handy hören. Seit Beginn meines Studiums lebe ich zusammen mit meinem Freund, der für mich ebenfalls eine große Unterstützung ist. Auch bin ich froh so tolle Freunde zu haben, die mich so akzeptieren wie ich bin.
Welche Probleme bei der Kommunikation erlebst du am Häufigsten? Also an welchen Orten, mit welchen Personen und was sind dabei die häufigsten Ursachen?
Für eine gute Kommunikation benötige ich ein deutliches Mundbild. Da sowohl die visuell von dem Mundbild ablesbaren Laute als auch die gehörten Töne mithilfe meiner Hörgeräte nur Wortfetzen des Gesprochenen darstellen, muss ich die übermittelten Informationen während der kurzen Wahrnehmungsspanne wie bei einem Kreuzworträtsel zusammenraten. Sowohl im Schulalltag als auch im Studium verstand ich vieles nicht, wenn ich zum Beispiel mitschreiben musste ohne den Lehrer bzw. Dozenten anzuschauen oder viele Nebengeräusche im Hintergrund waren. Ich musste immer nachfragen oder bei meinem Sitznachbarn abschreiben, wenn ich etwas nicht mitbekommen habe. Aber auch auf dem Pausenhof, als ich mit Klassenkameraden in der Gruppe stand. Ich wollte die anderen hören, die sich gegenseitig was erzählten. Irgendwie habe ich es immer hinbekommen, durch Lippenlesen und den wenigen Wortfetzen, die ich verstand. Zu Hause angekommen war ich immer kaputt, wenn ich lange Schultage hatte. Bevor ich Pedius kennen gelernt habe, vermied ich telefonische Gespräche, da ich ebenfalls auf das Mundbild angewiesen bin. Auch jetzt in der Corona-Pandemie ist die Kommunikation für mich in der Öffentlichkeit äußerst schwierig, weil Lippenlesen mit Maske unmöglich ist und ich oft nachfragen muss.
Was möchtest du in Zukunft beruflich und in deiner Freizeit machen? Welche Ziele hast du und was macht dir am meisten Spaß?
Nach dem Abschluss in Sport- und Gesundheitsmanagement werde ich ein Studium in Betriebswirtschaftslehre fortsetzen. Parallel suche ich nach Stellen in Personal und betriebliches Gesundheitsmanagement, da ich gerne mit anderen Menschen zusammenarbeite. Mein Ziel ist es einen guten Job zu haben, der mir Spaß macht und später finanzielle Sicherheit gibt. Später möchte ich gerne eine Familie gründen. In meiner Freizeit mache ich Fitness und fahre Fahrrad. Außerdem spiele ich Klavier und bin gerne mit der Familie sowie Freunden unterwegs.
Hast du Ängste oder besser gesagt Respekt vor Situationen in der Zukunft?
Ängste habe ich keine. Natürlich hoffe ich, dass wir das Leben wieder so gut genießen können wie vor der Corona-Zeit und keine weiteren Pandemien kommen. Nichtsdestotrotz bleibe ich optimistisch und versuche das Beste daraus zu machen. Sich zu ärgern hilft nicht.
Vor ein paar Wochen habe ich dir Pedius gezeigt. Was hältst du von der App und denkst du, dass dir Pedius im Alltag und Beruf helfen kann?
Ich bin sehr begeistert von Pedius und kann es jedem empfehlen. Bevor man mir von Pedius erzählt hat, habe ich immer zu meiner Familie und Freunden gesagt, dass so eine App wie Pedius geben sollte mit der Gehörlose Telefongespräche „hören“ können. Pedius wird mir in der Zukunft helfen, wenn ich in einem Unternehmen arbeite und telefonieren muss. Die App ist super leicht handzuhaben und kann ganz einfach heruntergeladen werden, ob für Android oder iOS. Seitdem ich Pedius benutze, macht mir das Telefonieren viel mehr Spaß.
Vielen Dank für deine Offenheit und deinen Mut. Wir wünschen dir alle viel Erfolg auf deinem Weg. Wir werden auf jeden Fall in Kontakt bleiben!
Luca Ehrhardt
Student in Sport- und Gesundheitsmanagement – großer Fan von Juventus Turin und Gitarrenmusik. Er arbeitet seit 2021 im Unternehmen, um Pedius auf dem deutschsprachigen Markt zu etablieren.